Logo Bernhard Sauter Bernhard Sauter

Jörg Riser, Schaffhauser Nachrichten 4.11.2015 (© Copyright):

Hinter der Ernsthaftigkeit steckt auch viel stiller Schalk

Bernhard Sauter, dieser vielseitig begabte und 1997 verstorbene Schaffhauser Künstler, dürfte seiner Heimat noch immer in eindrücklicher Erinnerung sein. Im Kloster Gnadenthal in Niederwil ist nun eine Retrospektive seines Werks zu erleben.

Bernhard Sauters Werke waren in vielen Galerien, in vielen Städten zu sehen (in der Galerie Rehbock in Stein am Rhein auch, im Jahr 1971), aber dennoch dürfte die grosse Ausstellung im Museum zu Allerheiligen 1982 eine ganz besondere gewesen sein. Nicht nur, weil ihm hier an einem Ort mit grossem Namen ein Ritterschlag als Künstler und Maler verliehen worden wäre – den hat er andernorts und früher schon erlebt. Nein, es war die Anerkennung seiner Heimatstadt, die diese Werkschau mit einer besonderen Emotionalität veredelte. Der gleichsam verlorene Sohn ist zurückgekehrt, geschätzt, gewürdigt und gewiss auch bewundert. Dann ist er wieder gegangen.

Auch Bildhauer und Karikaturist

Bernhard Sauter, 1941 in Schaffhausen geboren und hier aufgewachsen, 1962 in die Welt gezogen, blieb allerdings trotz der Flucht aus der Enge und über die emotionalen Beziehungen hinaus mit der Heimat verbunden. Mit dem Werk in Galerien, aber auch über Jahre als Mitherausgeber – neben Martin Schweizer – der Literatur- und Kunstzeitschrift «Heft», das er mit unzähligen Zeichnungen bereicherte. Der Lebensmittelpunkt war da allerdings schon anderswo. Räumlich seit 1988 in Mülligen AG, geistig in der ganzen Welt, künstlerisch in vielen Bereichen.

Sauter war keineswegs nur Maler, obschon er vor allem als das wahrgenommen worden sein dürfte. Er war auch Zeichner, Radierer, Bildhauer, Karikaturist. Und er war, was wahrscheinlich noch weniger Menschen wissen, über zehn Jahre lang Filmausstatter – und als solcher für die Elite der schweizerischen Regisseure tätig. Man würde staunen, in wie vielen berühmten Streifen Bernhard Sauters Handschrift beziehungsweise seine Gestaltungskraft steckt.

Nun hat seine Witwe, Eva Sauter Lemmenmeier, im Kreuzgang des Klosters Gnadenthal in  Niederwil, einem Bereich inzwischen des Zentrums Reusspark, eine Retrospektive seiner Werke organisiert. Sie gab der vielseitigen Präsentation die Überschrift «Bernhard Sauter – ein Leben für die Kunst», und das ist fürwahr nicht an den Haaren herbeigezogen. Bernhard Sauter nämlich war offensichtlich für die Kunst geboren. Mit 18 Jahren schon arbeitete der Jüngling im eigenen Atelier in Schaffhausen – er blieb fortan mit wechselnden Standorten der künstlerischen Klause treu. Er habe sich am liebsten in sein Atelier zurückgezogen und gearbeitet, gearbeitet, weiss Eva Sauter zu erzählen, stunden-, ja tagelang und erst recht ab 1987, als er sich gänzlich der Kunst verschrieb.

Bis zur Meisterschaft

Im Kloster Gnadenthal ist die ganze Vielseitigkeit Bernhard Sauters zu bewundern: Zeichnungen finden sich, filigrane und poetische Landschaftsaquarelle, Skizzen, Plastiken, schliesslich die grossen Gemälde, Porträts, die Wucht des in einem Augenblick ewig Gebannten. Und Stille, eine kontemplative Malerei der Stille und einer Hinwendung zum Wesentlichen. Ein gewaltiges Spektrum, das auch den künstlerischen Weg Sauters von den Anfängen bis zur Meisterschaft späterer Werke sichtbar werden lässt, und bei aller Ernsthaftigkeit auch den stillen Schalk dieses Mannes erkennen lässt; wenn er zum Beispiel fast frivol anmutende zeichnerische Elemente in die grosse Oper des epischen Gemäldes schmuggelt. Da war einer, der lachen konnte. Der leben konnte. Er kann es nicht mehr. Nun kann nur noch, und das ist nicht wenig, seine Kunst davon künden.

O Thiasos, Die Wanderschauspieler Holaduli, Die Hand- orgelspielerin

Bernhard Sauter: «O Thiasos, Die Wanderschauspieler» und «Holaduli, Die Hand- orgelspielerin» – zwei der im Kloster Gnadenthal ausgestellten Werke.


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